Projektträger: Agrarenergie Schuby GmbH & Co.KG
Projektkosten: 705.298,72 €
Fördersumme: 68.000,00 € (+ 17.000,00 € regionale Kofi/Landesmittel)
Laufzeit: 19.01.2022 – 30.04.2023
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Ausgangslage: Die Agrarenergie Schuby GmbH & Co KG hat Ihren Sitz in der Gemeinde Dörphof im Ortsteil Schuby. Der Ortsteil umfasst ca. 140 Wohneinheiten, von denen 35 als Ferienwohnung bzw. Ferienhaus genutzt werden. Insgesamt sind 270 Einwohner in dem Ortsteil ansässig. Weiterhin befinden sich in dem Gebiet drei landwirtschaftliche Betriebe, eine Autowerkstatt, ein Garten-, Agrar- und Forstbetrieb sowie eine Pflegeheimeinrichtung mit insgesamt sieben Häusern.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind an dem Anlagenstandort insgesamt drei Blockheizkraftwerke (BHKW) mit einer elektrischen Leistung von insgesamt 1.600 kW Installiert (2 x 400 kW, 1 x 800 kW). Die anfallende Wärme wird momentan zu Trocknungszwecken und Beheizung von Wohngebäuden und einer Werkstatt verwendet. Zunächst wurden nur das Wohnhaus des Anlagenbetreibers und wenige weitere Wohnhäuser im Umfeld der Anlage versorgt. Ende 2019 und zum Jahresbeginn 2020 erfolgte dann der Anschluss des Wohnhauses der Schwester des Betreibers im Schuby 17 auf der östlichen Straßenseite. Zwei weitere Gebäude entlang der Trasse wurden zusätzlich angeschlossen. Die Wärmeversorgung wurde bislang im Wesentlichen innerhalb der Familie geplant und realisiert. Mit den bislang vorgenommenen Anschlüssen ist die Leistung des vorhandenen Netztes komplett erschöpft.

Aufgrund der räumlichen Nähe der Biogasanlage zum Siedlungskörper des Ortsteils Schuby liegt eine Nutzung der Abwärme des BHKWs zur Gebäudekonditionierung nahe. Angesichts des steigenden öffentlichen Interesses am Klimaschutz sind bereits einige Bewohner des Ortsteils auf den Betreiber der Biogasanlage zugekommen, um die Bereitschaft zur Wärmelieferung zu erfragen. Daraufhin hat der Betreiber selbst die Initiative ergriffen und seinerseits Interessenbekundungen in der Ortschaft eingeholt. Aufgrund der positiven Resonanz wurde die Planung der Erweiterung und Überbauung der Trasse zur Wärmelieferung an die Bewohner detaillierter ins Auge gefasst und eine Realisierbarkeit geprüft.

Entwicklungsziele: Es ist geplant, ein Wärmenetz zu errichten, welches über das direkte Umfeld der Anlage hinaus weitere Teile des Ortes erschließt, besonders im Nordteil der Ortslage. Da ein derartiger Netzausbau zunächst nicht absehbar war, wurde die ursprüngliche Wärmeleitun, die von den BHKWs wegführt, zu klein dimensioniert. Um die Versorgung der zusätzlichen Anschlussnehmer übernehmen und eine große Wärmemenge übertragen zu können, muss diese Leitung vergrößert werden. Aus diesem Grund wird ein Teilstück durch eine DN100 Leitung ersetzt. Über das neue Wärmenetz soll die aus dem erneuerbaren Energieträger Biomasse gewonnene Wärmeenergie zu den an das Netz angeschlossenen Gebäuden transportiert werden. Mit Hilfe eines Pufferspeichers wird die konstante Wärmeleistung für die Ortslage gewährleistet.

Nach der jetzigen Planung sollen zehn weitere Gebäude mit einem Wärmebedarf von ca. 220.000 kWh über die Netzerweiterung versorgt werden. Dazu werden insgesamt 929 m Wärmetrasse – bestehend aus Verteilleitungen und Hausanschlussleitungen verlegt. Als Grundlage für die detaillierte Planung des Leitungsnetzes werden über die vorliegenden Interessenbekundungen hinaus derzeit schriftliche Absichtserklärungen eingeholt und die Wärmeverbräuche werden dokumentiert. Es werden rund 25 Haushalte auf einen Beitrag zum Klimaschutz angesprochen und zu Investitionen in neue Heizungsanlagen motiviert. Die Daten der zukünftigen Anschlussnehmer sind wichtig für die genaue Netzdimensionierung und die Wirtschaftlichkeit. Ausbau- und Nachverdichtungspotenziale werden berücksichtigt.

Für eine Erschließung des südlichen Ortsteils soll im Rahmen des Projektes entsprechende Vorkehrungen getroffen werden. Konkrete Planungen für eine Erweiterung liegen noch nicht vor. Nach Norden hin ist in einem weiteren Abschnitt eine Erweiterung zu einem möglichen Neubaugebiet angedacht. Die Gemeindevertretung befindet sich in der Klärungsphase. Derzeit wird geprüft, ob und wann eine Wirtschaftlichkeit für ein solches Vorhaben erreicht werden kann.

Wirkung der Maßnahme: In der AktivRegion Schlei-Ostsee ist der Bestand an Biogasanlagen und die Verwendung der dort erzeugten Wärme bereits seit längerem Thema. 50 Biogasanlagen wurden 2014 in der AktivRegion gezählt. Die in den Biogasanlagen erzeugte Wärme wird sehr häufig nicht effizient verwertet.

2014 waren 13 Wärmenetze in der Region lt. Wärmenetzkarte verzeichnet, heute sind es 16 (Digitaler Atlas Nord, Zugriff am 8.4.2020), davon 8 in Schleswig und näherer Umgebung. Die Biogasanlagen ohne Wärmenetze sind in der Integrierten Entwicklungsstrategie als Schwächen bezeichnet, die Erarbeitung von Wärmekonzepten und die bessere Wärmenutzung und –verteilung wurde als Chance gesehen. Im Workshop zur Zwischenevaluierung im Kernthema Energieeffizienz und Energieeinsparung wurde die energetische Optimierung von Quartieren als ausdrückliches Ziel formuliert. Konzepte zur energetischen Optimierung wurden bereits in Kosel und in Louisenlund mit Förderung durch das Land durchgeführt, doch die Realisierung eines Wärmenetzes von einer Biogasanlage für einen Ortsteil ist für die Region innovativ und modellhaft.

 

Das Projekt soll vorrangig die Bewohnerinnen und Bewohner des Ortsteils Schuby – Dörphof erreichen und zuverlässig mit Wärme versorgen. Alle Anschlussnehmer haben dabei den Vorteil, dass die fossile Versorgung über eigene Heizungsanlagen vollständig durch CO2-neutrale Wärme aus dem Wärmenetz ersetzt wird. Die Wärme aus dem Wärmenetz der Biogasanlage besitzt einen Primärenergiefaktor von 0,00.

Darüber hinaus soll öffentlichkeitswirksam gezeigt werden, dass es möglich ist, die regional erzeugte Energie für die nachhaltige Wärmeversorgung lokal zu nutzen. Dabei stehen die Umweltverträglichkeit, die Versorgungssicherheit und die soziale Verträglichkeit in Form von wettbewerbsfähigen Wärmepreisen im Vordergrund.

Für die Kommunikation werden auch die Arbeitskreise der AktivRegion und deren Projekte genutzt, so z.B. die Klimaschutzagentur des Kreises Rendsburg-Eckernförde, der Naturpark Schlei, die Permakulturakademie. Die im Ortsteil vorhandenen Ferienwohnungen können ihren Gästen einmal mehr die Nachhaltigkeit der Tourismusregion präsentieren und die Marketingkampagne „bewusst da“ noch gezielter einsetzen.